Helmut Richter

Vom Umgang mit "Killerphrasen"

Eine Bildungsgangkonferenz: Ein junger Kollege stellt ein von ihm erarbeitetes Projekt vor, in das ein Team von Kollegen mit einbezogen werden soll. Nach seinem kurzen Referat, in dem er seine Gedanken und Ideen dazu dargestellt hat, soll in eine Diskussion eingestiegen werden. Allen Kollegen ist klar, dass die Umsetzung des Modells erst einmal Mehrarbeit erfordert. Kurzes, betretenes Schweigen, dann sagt ein Kollege den für alle befreienden Satz:

In der Theorie klingt das ja gut aber in der Praxis wird das scheitern!

Beifälliges Nicken bei einigen Kollegen, in der nachfolgenden kurzen Diskussion wird festgestellt, das man es sowieso schon seit langem so oder zumindest fast so macht, der nächste Punkt der Tagesordnung....

Oftmals geschieht es so oder ähnlich in Konferenzen, Dienstbesprechungen und anderen Zusammenkünften, dass eine Diskussion behindert, wenn nicht sogar beendet wird durch sogenannte Killerphrasen.

Merkmal solche Killerphrasen ist es, dass sie
 

Beispiele solcher Killerphrasen - wie sie mir in meinem Berufsleben bisher begegnet sind - sind z.B.

- Das ist unmöglich - Das geht nie!
- Das haben wir immer schon so gemacht.(ich habe keinen Satz bisher öfter gehört als diesen!)
- Müssen wir das machen - Wo steht das geschrieben?
- In der Theorie klingt das gut - scheitert aber in der Praxis
- Alles nur reine Theorie
- Bei uns ist alles anders
- und...und .... und


Wie geht man mit solchen Killerphrasen um?

Natürlich ist es sehr schwer, allgemeine Hinweise dazu zu geben, da - wie alles im Leben - Reaktionen immer situations- und persönlichkeitsgebunden sind.

Allgemein kann aber gelten:

1. Einen kühlen Kopf bewahren - ruhig ein paar Sekunden zum Nachdenken verstreichen  lassen

Einige Sekunden des Schweigens sind nützlich - sie bauen eine Spannung auf, die von Ihnen nachher genutzt werden kann. Nutzen Sie die Zeit zum Nachdenken. Blicken Sie demjenigen, der die Äußerung von sich gegeben hat, fest in die Augen, damit signalisieren Sie, dass Sie ihn wahrgenommen haben. Eine angemessene Körpersprache  ist von Nutzen: das hochziehen einer Augenbraue, Augen weit öffnen... um Erstaunen zu signalisieren.

2. Versuchen, eine Killerphrase als solche zu erkennen

Eine Killerphrase erkennen Sie (s.o.) in erster Linie daran, dass sich der Diskussionspartner offensichtlich mit dem Gegenstand nicht auseinandersetzen will, sondern durch pauschale Zurückweisung die Diskussion abbrechen will. Zumeist will er auch einen Teil der Anwesenden "auf seine Seite ziehen" .

3. Reagieren

Die Reaktion auf eine solche Äußerung erfordert nun ihr ganzes Geschick: Sie müssen den Diskussionsteilnehmern klarmachen, dass sie die Killerphrase erkannt haben und dem-entsprechend darauf reagieren.
Einen Fehler dürfen Sie dabei auf keinen Fall begehen : Sie dürfen sich niemals ernsthaft mit einem solchen Einwurf auseinandersetzen, dann haben sie verloren, weil sie in Begründungszwänge geraten, aus denen selbst gewiefte Rhetoriker kaum noch herauskommen.
Wenn Sie z.B. auf den Einwand "Das ist unmöglich, das geht nie" mit Beispielen, wie es möglich sein könnte, antworten, können Sie sicher sein, das ebensolche Fallbeispiele zum Beleg eben der Unmöglichkeit folgen. Es entsteht mit Sicherheit ein Streitgespräch, das sich mit dem eigentlichen Gegenstand nur noch am Rande beschäftigt. Als Nebeneffekt stellt sich - nach meiner Erfahrung- dazu noch eine Ermüdung der anderen Diskussionsteilnnehmer - immer mit einem Blick auf die Armbanduhr- ein. Kurz: Das Gespräch führt vollkommen in die falsche Richtung.

Keine Killerphrasen sind Äußerungen, die sich direkt auf die Sache beziehen, z.B. "Ich sehe in der Umsetzung Ihrer Ideen folgende Schwierigkeiten..." In diesem Fall kann man sich getrost mit dem Einwurf auseinandersetzen, konstruktive Kritik, wie vernichtend sie letztendlich auch sein mag, ist immer hilfreich.

Die einfachste - und zumeist wirkungsvollste -  Methode zur Entgegnung auf einer Killerphrase  ist:
auf den Sprecher zugehen ( oder am Tisch vornüberbeugen), ihm fest in die Augen sehen und einfach sagen
"War das vielleicht eine Killerphrase?"
oder noch einfacher:
"Mit dieser Aussage helfen Sie und nicht weiter, sowas bezeichnet man als Killerphrase"
Damit zeigen Sie, dass sie ihn durchschaut haben und geben den schwarzen Peter an ihn weiter.
oder
"Das habe ich nicht verstanden, was Sie damit meinen, könnten Sie mir das einmal näher erläutern.?"
 Ebenfalls ist der Sprecher genötigt, seine Einwände (konstruktiv) zu präzisieren.
oder
"Wenn ich Sie richtig verstehe, sehen Sie Probleme bei der Umsetzung des Projektes. Könnten Sie die bitte konkreter umreißen?"

Wohlgemerkt, es geht nicht darum, begründete Kritik auszuschalten, wohl aber darum, pauschale Ablehnungshaltungen zu unterbinden und konstruktive Beiträge der Diskussionsteilnehmer einzufordern.